Fortschritte sind da, es gibt aber auch noch viel zu tun bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit bei den 15 grössten Retailbanken der Schweiz. Das zeigt das WWF-Retailbanken-Rating 2024. INFRAS hat das Rating für und mit dem WWF durchgeführt. Ein wichtiger Fokus des Ratings: Es bewertet die Wirkung der Banken-Tätigkeiten auf die Umwelt.
Banken haben viele Werkzeuge in der Hand, um zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen. Sie können zum Beispiel ihrer Kundschaft umweltfreundliche Bankprodukte anbieten und so – mit ihren Kreditvergaben und Anlagen – Geld in Wirtschaftstätigkeiten mit einer positiven nachhaltigen Wirkung lenken.
Das WWF-Retailbanken-Rating zeigt, inwiefern die 15 grössten Schweizer Retailbanken ökologisch nachhaltig unterwegs sind und wo ihr Verbesserungspotenzial liegt. Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem WWF hat INFRAS massgeblich an der Methodik des Retailbanken-Ratings mitgewirkt, das Rating durchgeführt und den Bericht dazu verfasst. Projektpartnerin war die Rating-Agentur Inrate.
Keine der Banken erreicht Einstufung «Visionär» oder «Vorreiter»
Die Bewertung der Banken basiert auf 32 Kriterien innerhalb der drei strategischen Bereiche «Unternehmensführung», «Sparen, Anlegen & Vorsorgen» sowie «Kredite & Finanzierungen». Dabei stuft das Rating die Banken in die fünf Klassen «Visionär», «Vorreiter», «Verfolger», «Mittelmass» und «Nachzügler/Intransparente» ein.
Das WWF-Retailbanken-Rating verzeichnet Fortschritte im Vergleich zu früheren Ratings. Es zeigt aber auch, dass keine der grossen Banken den internationalen Klima- und Biodiversitätszielen gerecht wird. Die besten der 15 grössten Retailbanken erreichen in der Gesamtbewertung eine Einstufung als «Verfolger» – keine erhalten die Bewertung «Vorreiter» oder gar «Visionär».
Bei ihren ökologischen Nachhaltigkeitsbestrebungen berücksichtigen die Banken vor allem Themen, die mit Klima und Energie verbunden sind. Biodiversität spielt noch kaum eine Rolle – wäre aber nötig um eine höhere Bewertung zu erhalten.
Kredite können viel bewegen – müssen aber noch aufholen
Besonders viel Wirkungspotenzial haben die Banken im Bereich «Kredite & Finanzierungen», gerade auch weil sie hier direkt in Unternehmensaktivitäten investieren oder Bau bzw. Umbau von Immobilien finanzieren und so erst ermöglichen. Dieser Bereich deckt das Kerngeschäft einer Retailbank ab und ist im WWF-Rating am höchsten gewichtet. Hier zeigt die Analyse aber auch grossen Nachholbedarf auf. Der Anteil nachhaltiger Unternehmenskredite und grüner Hypotheken am Gesamtportfolio ist noch sehr gering.
Weniger Risikobewertung, mehr Gewicht auf Impact
Ein wichtiger inhaltlicher Pfeiler des Retailbanken-Ratings 2024 sind Bewertungskriterien mit Fokus auf die Wirkung (Impact). Es wurde vertieft analysiert, wie sich die Geschäftstätigkeiten der Banken auf die Umwelt auswirken – Kriterien mit einem Fokus auf ESG-Risiken verloren an Gewicht. Das Rating berücksichtig auch ein auf die Transition zu netto Null abgestimmtes Active Ownership durch die Banken. Versucht eine Bank mit ihren Geschäftstätigkeiten dazu beizutragen, dass «braune» Wirtschaftssektoren (z.B. Stahl, Transport) grüner werden, wirkt sich das positiv auf die Bewertung aus.
Rating unterstützt Banken und Kundschaft zu mehr Nachhaltigkeit
Das WWF-Retailbanken-Rating richtet sich einerseits an die Banken selbst, andererseits an die Bankkundschaft. Für die Banken soll das Rating eine motivierende Wirkung haben und Unterstützung bieten: Der Bericht zeigt Best Practices auf und gibt konkrete Empfehlungen ab, wo und wie sich die Banken in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen weiter verbessern können.
Der Bericht zum Rating bietet zudem übersichtliche Factsheets zu den einzelnen Banken und damit auch eine Entscheidungsgrundlage für das eigene Handeln.
Weitere Informationen:
- Schlussbericht
- Zusammenfassung
- Methodik (auf Englisch)
- WWF Schweiz: Dossier zum Retailbanken-Rating
- WWF Schweiz: Leitfaden für die Bankkundschaft
Weitere INFRAS-Projekte zum Thema Nachhaltige Finanzen und ESG: