Das Bauunternehmen Toggenburger will seine Geschäftsfahrzeug-Flotte elektrifizieren. INFRAS hat die Nutzungsprofile der Firmenwagen analysiert, eine Kostenschätzung für die nötige Ladeinfrastruktur vorgenommen und einen Umsetzungsplan erarbeitet, der das KMU bei diesem ehrgeizigen Ziel unterstützt.
Geschäftsautos machen einen bedeutenden Teil der jährlich neuzugelassenen Personenwagen in der Schweiz aus. Mit der Elektrifizierung von Firmenflotten würde die Dekarbonisierung des Verkehrs daher entscheidend vorankommen. Erste Unternehmen haben bereits damit begonnen. Auch die Baufirma Toggenburger will diesen Schritt machen und hat INFRAS mit der Erarbeitung eines Umsetzungsplans beauftragt. Denn die Umstellung einer Firmenflotte auf E-Autos ist kein Selbstläufer. Sie bringt einige Herausforderungen mit sich – nicht nur punkto Kosten und Logistik, sondern vor allem auch, was die Akzeptanz in der Belegschaft betrifft.
Vorbehalte gegenüber E-Autos ein wichtiger Faktor
Die Schwierigkeit bei der Elektrifizierung einer Geschäftswagenflotte besteht darin, dass die Autos in der Regel sowohl gewerblich als auch privat genutzt werden. Wenn jemand tagsüber geschäftlich unterwegs ist, das Auto aber auch nach Feierabend und an Wochenenden nutzen will, reicht die Ladezeit am Firmenstandort oft nicht aus. Es braucht auch zuhause eine Ladestation – was viele, die zur Miete wohnen, noch nicht haben.
Daher gibt es in der Belegschaft von Toggenburger einige Vorbehalte gegenüber dem Wechsel zu E-Autos. «Damit die Umstellung gelingt, braucht es nicht nur eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur am Unternehmensstandort, sondern auch die Akzeptanz der Mitarbeitenden. Ihre Bedenken müssen adressiert werden», sagt Roberto Bianchetti, E-Mobilitätsexperte bei INFRAS. Diesen Aspekt hat INFRAS im Konzept für die Elektrifizierung der Toggenburger-Firmenflotte speziell berücksichtigt.
Unterschiedliche Nutzungsprofile der Firmenwagen
Die Ansprüche ans Auto variieren von Person zu Person. Während der Buchhalter morgens zur Arbeit und abends wieder nach Hause fährt, ist die Ingenieurin tagsüber häufig von einer Baustelle zur anderen unterwegs. Nebst der Fahrdistanz während der Arbeit gibt es noch weitere Unterschiede: die Standzeit am Firmenstandort, die Verfügbarkeit einer Ladestation am Wohnort, die persönliche Einstellung gegenüber E-Mobilität und die Intensität der privaten Nutzung.
INFRAS hat anhand dieser Faktoren die Nutzungsprofile analysiert und ausgemacht, dass sich aktuell mehr als ein Drittel der Firmenwagen von Toggenburger für die Elektrifizierung eignen würde. Es handelt sich um Autos, die pro Tag nur kurze Strecken zurücklegen, eine lange Standzeit bei der Arbeit haben und zuhause aufgeladen werden können – und deren Fahrer:in keine Abneigung gegenüber E-Mobilität haben.
Zugeschnittene Roadmap für eine etappierte Umstellung
Für die Umstellung der restlichen Flotte ist ein Ausbau der firmeneigenen Ladeinfrastruktur, insbesondere mit Schnelladestationen, notwendig. INFRAS hat Umfang und Kosten dieses Ausbaus für den Hauptsitz von Toggenburger in Winterthur abgeschätzt sowie mögliche Synergien mit der geplanten PV-Anlage aufgezeigt. Und auch Massnahmen zusammengestellt, um die Vorbehalte von Mitarbeitenden gegenüber E-Mobilität abzubauen, beispielsweise Probefahrten und Schulungen.
Im Umsetzungsplan schlägt INFRAS eine etappierte Umstellung vor: Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen zunächst fünf Mitarbeitende, die zuhause laden können und am Firmenstandort keine Ladestation benötigen, ein E-Auto erhalten. «Sie üben eine Vorbildfunktion aus und helfen, psychologische Hürden abzubauen», so Bianchetti. Gleichzeitig beginnt der Ausbau der Ladeinfrastruktur, sodass mittelfristig die nächsten zehn Fahrzeuge umgestellt werden können und in zwei weiteren Etappen schliesslich die gesamte Flotte.
«Das Konzept, das wir für Toggenburger entwickelt haben, können wir auch auf andere Unternehmen anwenden, die die Umstellung ihrer Firmenfahrzeuge auf E-Autos evaluieren und planen wollen», hält Bianchetti fest. INFRAS leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Elektrifizierung von Firmenwagenflotten und den Ausbau der Elektromobilität.
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