Rund 33 Millionen Franken: So hoch war 2019 der Wohlfahrtsverlust in der Schweiz aufgrund der überlasteten Strasseninfrastruktur. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von INFRAS und EBP, die die volkswirtschaftlichen Kosten der Überlastung der Strasseninfrastruktur und des ÖV berechnet hat.
Stau auf den Strassen, volle Züge und Busse: Wie hoch sind die volkswirtschaftlichen Kosten einer überlasteten Transportinfrastruktur? Im Auftrag des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) haben INFRAS und EBP berechnet, wie hoch die Kosten aufgrund von Zeit- und Komfortverlusten infolge einer überlasteten Strasseninfrastruktur und überlasteten Verkehrsmitteln im ÖV ausfallen. Das Ergebnis: Im Jahr 2019 führte die überlastete Strasseninfrastruktur zu volkswirtschaftlichen Kosten von rund 33 Millionen Franken. Insgesamt bescheinigt die Studie der Transportinfrastruktur in der Schweiz eine hohe Leistungsfähigkeit.
Überlastung als Externalität
Bei unreinen öffentlichen Gütern wie öffentliche Strassen herrscht ab einer gewissen Auslastung Rivalität im Konsum. Zudem können die Nutzenden nicht vom Konsum ausgeschlossen werden. Es handelt sich dabei um Marktversagen (Externalitäten). Verkehrsteilnehmende berücksichtigen ihre privaten Zeitkosten, nicht aber die Zeitkosten, die sie Dritten verursachen. Als Folge des Marktversagens verringert sich die Wohlfahrt. Ähnliches gilt für die Nutzung der Verkehrsmittel im öffentlichen Verkehr, bei denen bei einer Auslastung von mehr als 90 Prozent Komfortverlustkosten resultieren.
Zeitverlustkosten
Ab einer gewissen Auslastung der Strasse führt jeder zusätzliche Verkehrsteilnehmende zu einer Reduktion der Geschwindigkeit aller Verkehrsteilnehmenden. Die Reisedauer nimmt zu und führt damit gegenüber einer ungehinderten Fahrt zu Zeitverlustkosten. Die gesamten Zeitverlustkosten gegenüber einer Free-Flow-Geschwindigkeit, die sich die Verkehrsteilnehmenden gegenseitig verursachen, betrugen auf Schweizer Strassen rund drei Milliarden Franken im Jahr 2019. Es ist aber nicht volkswirtschaftlich effizient, dass die Fahrzeuge immer die Free-Flow-Geschwindigkeit fahren können.
Wohlfahrtsverlust
Zur Beurteilung der volkswirtschaftlichen Effizienz hat INFRAS den Verlust der Wohlfahrt als Folge des Marktversagens ermittelt. Hierfür wurde je Strecke die volkswirtschaftlich optimale Belastung unter Berücksichtigung einer Nachfragekurve und der sozialen Kosten (private plus externe Kosten) berechnet. Im Jahr 2019 betrug diese insgesamt 33 Millionen Franken: Rund 87% entfielen dabei auf die Personenwagen und 13% auf den Güterverkehr. An Wochentagen und Wochenenden ist der Wohlfahrtsverlust in etwa gleich hoch, weil die volkswirtschaftlich optimalen Belastungen insbesondere an den Wochenenden im Freizeitverkehr überschritten werden.
Umfangreiche Datenauswertungen
Um die Geschwindigkeiten und Auslastungen auf den einzelnen Strecken zu untersuchen, hat INFRAS umfangreiche Floating Car Daten von HERE ausgewertet und Regressionsanalysen durchgeführt. Die Verkehrsmengen auf den einzelnen Streckensegmenten entstammen dem Nationalen Personenverkehrsmodell (NPVM) des UVEK und wurden für das Jahr 2019 hochgerechnet. Für die Ermittlung der volkswirtschaftlich optimalen Belastung der Strasseninfrastruktur und Berechnung der Kosten auf der jeweiligen Strecke wurde die Programmiersprache R eingesetzt.
Weitere Informationen
Grundlagenstudie Kosten der Überlastung der Transportinfrastruktur (KÜTI)