Die Elektrifizierung der Mobilität stellt die deutsche Autoindustrie vor grundlegende Veränderungen. Die inländische Produktion von Antriebsbatterien und deren Recycling stellen jedoch auch eine Chance dar. Das zukünftige Potenzial dieses Wirtschaftszweigs hat INFRAS zusammen mit dem Öko-Institut für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz untersucht.
Die E-Mobilität stellt die deutsche Autoindustrie und ihre Zulieferer vor grosse Herausforderungen. Diese ist heute primär auf die Produktion von fossil betriebenen Fahrzeugen ausgelegt. Die Technologie für E-Fahrzeuge wird weitestgehend aus dem Ausland importiert.
Für das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz analysierte INFRAS mit dem Öko-Institut die Bedeutung der inländischen Wertschöpfungskette der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien (inklusive Vorketten) sowie des Recyclings von Batterien für E-Fahrzeuge heute. Zudem zeigt die Analyse das Potenzial für jeweils zwei Szenarien in den Jahren 2030 und 2050 auf.
Deutsche Batterieproduktion spielt heute kaum eine Rolle
Die deutsche Autoindustrie ist zur Produktion von E-Fahrzeugen im Jahr 2020 darauf angewiesen, Batteriezellen aus dem Ausland zu importieren, die dann in Deutschland zu Modulen und Batteriepacks verbaut werden. Ein substanzieller Teil des Wertschöpfungsprozesses findet demnach bislang im Ausland statt. Die Wertschöpfungskette der Batterieherstellung hat so heute eine untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland. End-of-Life-Recycling von Batteriemodulen wird kaum betrieben. Insgesamt hat der Sektor heute eine Wertschöpfung von 600 Millionen Euro mit 3'000 Beschäftigten.
Wettbewerbsfähigkeit gibt Potenzial der Batterieproduktion vor
Um die Nachfrage für Antriebsbatterien für E-Fahrzeuge im Jahr 2030 und 2050 abschätzen zu können, wurde in der Studie angenommen, dass sich E-Fahrzeuge auf deutschen Strassen schnell durchsetzen und das Netto-Null-Ziel Deutschlands bis 2050 erreicht wird. So werden 16 Millionen vollelektrische Fahrzeuge bis 2030 erwartet und ausschliesslich elektrische Neuzulassungen ab 2031.
Das wirtschaftliche Potenzial für die deutsche Batterieproduktion wurde für zwei Szenarien bestimmt. Die beiden Szenarien unterscheiden sich primär in der Annahme, inwiefern die deutsche Autoindustrie und ihre Zulieferer ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit beibehalten können:
- Szenario 1: konkurrenzfähiger Sektor «Batterieproduktion und -recycling» mit hoher Inlandproduktion und Exporten
- Szenario 2: Produktion verschiebt sich zunehmend ins Ausland und die Wettbewerbsfähigkeit ist um ein Drittel reduziert
Potenziell hohe Wertschöpfung und Beschäftigung
Bei erfolgreicher Anpassung an die Antriebswende und Verteidigung der Wettbewerbsposition der deutschen Autoindustrie kann eine relevante Batterieproduktion und ein bedeutendes Batterierecycling aufgebaut werden, wie die INFRAS-Studie zeigt. So steigt die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Branche in Szenario 1 bis 2050 massiv an und wird auf 19.8 Milliarden Euro Wertschöpfung (13.3 Milliarden in 2030) geschätzt. Dieses Szenario rechnet zudem mit 74’000 Beschäftigten bis 2050.
In Szenario 2 mit einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit liegt die Wertschöpfung deutlich tiefer: in diesem Fall ist im Jahr 2050 von 6.3 Milliarden Euro Wertschöpfung mit 26’000 Arbeitsplätzen auszugehen.
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