Verkehrswende im Fokus

Die deutsche Verkehrswende ist ökonomisch nachhaltig zu erreichen

23. April 2024

Mit ambitionierten Klimaschutzmassnahmen im Verkehr kann Deutschland die Treibhausgasemissionen reduzieren und dabei sogar noch für positive wirtschaftliche Impulse sorgen. Das zeigt eine Studie vom Öko-Institut und INFRAS. Sie wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes erarbeitet.


Die Verkehrswende kann positive Impulse für die Volkswirtschaft liefern – es sind jedoch signifikante Investitionen notwendig (Foto: Keystone-SDA / Mauritius Images, Robert Oberhaeuser)
Die Verkehrswende kann positive Impulse für die Volkswirtschaft liefern – es sind jedoch signifikante Investitionen notwendig (Foto: Keystone-SDA / Mauritius Images, Robert Oberhaeuser)

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 die Netto-Treibhausgasneutralität zu erreichen. Der Verkehrssektor konnte die THG-Emissionen seit 1990 nicht senken. Entsprechend hoch ist der Druck, eine Verkehrswende herbeizuführen und die Emissionen drastisch zu reduzieren.

In diesem Kontext haben das Öko-Institut und INFRAS in einer Studie für das Umweltbundesamt zwei Klimaschutz-Szenarien entwickelt und untersucht, mit denen die Ziele bis 2045 im Verkehrssektor erreicht werden: das Szenario «Sofortiges Handeln» und das Szenario «Verzögertes Handeln». Dabei stand nicht nur die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Fokus, sondern auch was die ökonomischen Wirkungen dieser Szenarien sind und was sie für vulnerable Gruppen bedeuten würden.

Zwei Wege zum Ziel: Sofortiges versus verzögertes Handeln

Beide Szenarien setzen dabei auf eine Mischung aus ordnungsrechtlichen Massnahmen, ökonomischen Anreizen und Preissignalen, um eine nachhaltigere Mobilität zu fördern. Im Szenario «Sofortiges Handeln» werden bereits ab 2024 umfassende Massnahmen eingeführt. Im Szenario «Verzögertes Handeln» geschieht dies erst ab 2027, dann jedoch umso rascher. Mit der Elektrifizierung und der Verlagerung auf klimafreundliche Verkehrsträger können in beiden Szenarien die Emissionen auf 80 bis 85 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bereits im Jahr 2030 gemindert werden.

Volkswirtschaftliche Gewinne durch die Verkehrswende

Die volkswirtschaftliche Analyse der beiden Klimaschutzszenarien zeigt leicht positive Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte für die deutsche Volkswirtschaft. In einzelnen Branchen wie der Automobilwirtschaft und im öffentlichen Verkehr kommt es aufgrund der Elektrifizierung der Fahrzeugflotte zu signifikanten Veränderungen. Die Verkehrswende macht ausserdem signifikante Investitionen in die Infrastruktur und zusätzliche Staatsausgaben notwendig. Die finanzpolitische Belastung für die öffentliche Hand bleibt verkraftbar bei Massnahmen wie der Einführung einer Pkw-Maut und den damit verbunden Staatseinnahmen.

Vulnerable Gruppen sind zu unterstützen

Die Klimaschutzszenarien bringen trotz der volkswirtschaftlich positiven Bilanz gewisse spezifische sozioökonomische Herausforderungen mit sich, wie die Studie zeigt. Private Haushalte werden von steigenden Mobilitätskosten betroffen sein, besonders jene mit geringem Einkommen und im ländlichen Raum.

Diese ökonomischen Verteilungswirkungen verlangen nach gezielten Ausgleichsmassnahmen. So können die soziale Gerechtigkeit gewahrt und die gesellschaftliche Akzeptanz für die Klimaschutzmassnahmen gesichert werden. Das positive Staatshaushaltssaldo ermöglicht beispielsweise die Rückerstattung eines Teils der Einnahmen an die Bevölkerung. In der Schweiz ist dies beispielsweise mit der CO2-Lenkungsabgabe auf fossile Brennstoffe bereits seit vielen Jahren implementiert.

Weitere Informationen

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Projektteam

Michel Zimmermann Projektleiter
Anne Greinus Geschäftsleiterin, Partnerin
Martin Peter Geschäftsleiter, Partner

Projekt

Verkehrssektor auf Kurs bringen: Szenarien zur Treibhausgasneutralität 2045

Laufzeit

2019 - 2024

Themen


Leistungen


Auftraggeber

Umweltbundesamt UBA

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Kontakt

Anne Greinus Geschäftsleiterin, Partnerin