Wie sinnvoll wären Luftseilbahnen gegenüber dem herkömmlichen ÖV-Angebot in Zürich? Dazu hat INFRAS drei Verkehrskorridore in der Stadt untersucht. Die Studie analysiert die Nachfrage- und Verlagerungspotenziale – und schätzt die Kosten-Nutzen-Relation.
Die Bevölkerung in der Stadt Zürich wächst – und damit auch die Zahl der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr. Im Auftrag des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) hat INFRAS das Potenzial von Seilbahnen unter die Lupe genommen. Die Verkehrsplanerische Beurteilung diente dem Regierungsrat der Stadt Zürich zur Beantwortung des Postulats 207/2021 Urbane Mobilität.
Im Fokus: Drei Korridore in der Stadt Zürich
Basierend auf Machbarkeitsstudien der zantran GmbH hat INFRAS Seilbahnlösungen für die folgenden drei Korridore verkehrsplanerisch beurteilt:
- Korridor Albisriederplatz – Milchbuck (Rosengartenachse)
- Korridor Altstetten – ETH Hönggerberg
- Korridor Oerlikon – ETH-Hönggeberg
Verkehrliche Analysen und Kosten-Nutzen-Schätzung
Zur verkehrsplanerischen Beurteilung der Potenziale von Luftseilbahnen auf diesen Strecken ist INFRAS zweitstufig vorgegangenen. Die Studienautoren haben sowohl verkehrsplanerische Analysen durchgeführt als auch die potenziellen Kosten und Nutzen geschätzt.
Zur verkehrlichen Analyse hat das Expertenteam für jeden der drei Korridore potenzielle Entwicklungen abgeschätzt, bezogen auf
- Nachfragepotenziale im Zeithorizont 2040
- Veränderungen der Reisezeit
- sowie Wirkungen auf das bestehende Netz (VBZ, S-Bahn).
Die erwarteten Kosten und Nutzen der Seilbahnlösungen hat das Expertenteam basierend auf mehreren Annahmen geschätzt. Die Kosten-/Nutzen-Beurteilung stellt potenzielle Nutzen – wie Reisezeitgewinn und Betriebskosteneinsparungen aufgrund von Angebotsreduktionen auf anderen Linien – den zu kalkulierenden Kosten gegenüber. Dafür wurden Kosten für die Infrastruktur (Seilbahntechnik, Bautechnik und Baunebenkosten), den Unterhalt sowie den Betrieb (Energiekosten, Personalaufwand) berücksichtigt.
Fazit: Luftseilbahn auf untersuchten Korridoren unwirtschaftlich
Ausgehend von den verwendeten Annahmen erwarten die Experten insgesamt ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis der Seilbahnlösungen auf den untersuchten Korridoren. Sowohl auf der Rosengartenachse als auch auf den Korridoren zur ETH Hönggerberg sind den Berechnungen zufolge keine genügend wirtschaftlichen Angebote möglich. Insbesondere die verhältnismässig hohen Investitionskosten würden zu Buche schlagen.
Zwar dürften Seilbahnlösungen bei allen untersuchten Korridoren unterm Strich zu Reisezeitgewinnen führen – gleichwohl weisen eben jene Strecken bereits heute einen hohen ÖV-Anteil am Modalsplit auf. Entsprechend gehen die Experten davon aus, dass trotz der erhöhten Attraktivität des ÖV-Angebots kaum neue Kunden gewonnen und somit keine massgebenden Mehrerlöse für den ÖV generiert würden.
Weitere Informationen:
- Artikel im Tages-Anzeiger: (mit Bezahlschranke)
Seilbahnen in Zürich: Regierungsrat versenkt Pläne für Rosengarten-Gondel | Tages-Anzeiger (tagesanzeiger.ch)