Was versteht die Schweizer (Finanz-)Wirtschaft unter Transition Finance und was sind die momentan grössten Herausforderungen, die sich bei der Finanzierung der Transition hin zu Netto-Null 2050 stellen? Das hat INFRAS im Auftrag des WWF in einer Studie untersucht. Darauf basierend hat der WWF Empfehlungen an den Schweizer Finanzmarkt, die Industrie und die Politik formuliert.
Damit die Gesamtwirtschaft Netto-Null-Emissionen erreichen kann, müssen Unternehmen und Sektoren sowie deren Produkte, Dienstleistungen und Prozesse einen Wandel - eine Transition - durchlaufen. Dazu werden nicht nur die richtigen Finanzinstrumente, sondern auch grosse Investitionsvolumen benötigt. Allerdings liegt aktuell kein einheitliches Verständnis zur Abgrenzung von Transition Finance vor. Auch Standards zu den entsprechenden Finanzprodukten sowie zu Rahmenbedingungen, wer sich mit welchem Vorgehen für diese Finanzprodukte qualifiziert, fehlen gänzlich.
Verlagerung weg von braunen Aktivitäten
Ungeachtet der unterschiedlichen Definitionen besteht ein weit verbreitetes Verständnis, dass Transition Finance eine Verlagerung von braunen, das heisst stark emittierenden Aktivitäten hin zu weniger braunen oder grünen Aktivitäten beinhaltet. Im Zentrum stehen dabei die so genannten «harder-to-abate» Sektoren, welche einerseits wichtige gesellschaftliche Bedürfnisse erfüllen, aber gleichzeitig vor grossen Schwierigkeiten stehen, Emissionen zu reduzieren. Sie benötigen deshalb speziell grosse Investitionen.
Rendite, Investitionsrisiko und Umweltinteressen im Zwiespalt
Gemäss Schätzungen benötigt der Weg zu einer klimafreundlichen Schweizer Wirtschaft Investitionen in der Höhe von 2.5 bis 5 Milliarden Franken pro Jahr. Der Schweizer Finanzsektor ist jedoch gemäss der Studie gut aufgestellt, um die erwarteten Investitionen tragen zu können. Herausforderungen gibt es dennoch viele: Neben technologischen Hürden sind Investitionen in die Netto-Null-Zielsetzung zumeist kurz- bis mittelfristig nicht profitabel oder nur, falls der CO2-Ausstoss in Zukunft teurer werden sollte. Die notwendige Langfristigkeit sprengt den Zeithorizont der meisten Finanzinstrumente und führt dazu, dass das Risiko zum Rendite-Verhältnis nicht attraktiv ist. So sind die Investitionen sowohl für die Unternehmen, die Geld für die Transition bräuchten, als auch für die Banken finanziell häufig schlicht nicht «interessant».
Es braucht klare Kriterien für die Transitionpläne von Unternehmen
Die Studie zeigt, Transition Finance kann verschieden ausgelegt werden und somit fehlt ein gemeinsames Verständnis bei allen Akteuren. Daher braucht es klare Definitionen, internationale Standards und entsprechende Finanzprodukte. Auch die Realwirtschaft sollte mit ihren Transitionsplänen klaren Kriterien folgen. Unter anderem sollten diese detaillierte, überprüfbare und vor allem aktionsbasierte Ziele beinhalten, die zudem die gesamte Lieferkette auf die Netto-Null-Zielsetzung ausrichten. Des Weiteren braucht es Regulationen und Anreize, um die Profitabilität von emissionsarmen Produkten und Technologien zu erhöhen, die wichtig für die Transition sind, um so auch bei Anlegern attraktiv für Investments zu sein.
Die detaillierten Kriterien für klare Transitionspläne sowie detaillierte Empfehlungen des WWF finden Sie im Schlussbericht der Studie Transition Finance.
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