Im Auftrag von Greenpeace haben INFRAS und Inrate 51 Nachhaltigkeitsfonds analysiert, die in der Schweiz und in Luxemburg zugelassen sind. Das Ergebnis: Den untersuchten Geldanlagen gelingt es bislang kaum, wesentlich mehr Kapital in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft zu lenken als konventionelle Fonds.
Insgesamt 51 nachhaltige Anlagefonds aus dem Retail-Segment haben INFRAS und Inrate für die Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz und Greenpeace Luxemburg analysiert. Die Fonds sind in beiden Ländern zum Vertrieb zugelassen – und werden von Fondsgesellschaften und Vermögensverwaltern als nachhaltig bezeichnet. Aber tragen sie wirklich zu einer nachhaltigen Entwicklung bei?
Vergleich der Nachhaltigkeitsfonds mit konventionellen Fonds
Um dem nachzugehen, haben die StudienautorInnen die Lenkungswirkungen der sogenannten nachhaltigen Anlagefonds statistisch untersucht. Gemessen wurde die Lenkungswirkung, indem der Impact der Nachhaltigkeitsfonds – also die Wirkung der Fonds auf Umwelt und Gesellschaft – mit dem von 25 konventionellen Fonds verglichen wurde. Folgende Fragen standen im Fokus:
- Lenken Nachhaltigkeitsfonds Kapital hin zu nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten? Inwieweit sind sie noch in Aktivitäten investiert, die aus Nachhaltigkeitssicht problematisch sind?
- Wie effektiv ist die Anwendung gängiger Nachhaltigkeitsansätze (Best-in-Class, Ausschlüsse etc.) diesbezüglich?
- Welche Rahmenbedingungen sind für eine effektive Kapitalallokation notwendig? Was könnte der aktuelle EU-Rechtsrahmen dazu beitragen?
Untersuchte Anlagefonds haben nur minimale Lenkungswirkung
Das Ergebnis: Den untersuchten nachhaltigen Anlagefonds gelingt es bislang kaum, wesentlich mehr Kapital in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft zu lenken. Gemessen an der ESG-Impact-Bewertung von Inrate verbessern die Fonds die Wirkungen der Investitionen auf Umwelt und Gesellschaft nur in äusserst geringem Umfang. Lediglich in den Kategorien Umweltkontroversen, Zementproduktion und Rüstungsindustrie konnten die StudienautorInnen signifikante und relevante Lenkungswirkungen der Nachhaltigkeitsfonds feststellen. Keine signifikanten Verbesserungen konnten sie hingegen im Bereich der umfassenden Klimawirkungen (Scope 1-3) und bei Investitionen in fossile Brennstoffe, Nuklearenergie, Agrarindustrie (Fleisch, Milchprodukte, Pestizide, Kunstdünger etc.) und Verkehr (Individualverkehr, Luftverkehr, Kreuzfahrtschiffe etc.) nachweisen.
Gängige Nachhaltigkeitsansätze kaum wirksam
Entsprechend zeigte sich, dass auch die gängigen Nachhaltigkeitsansätze kaum wirksam waren. So konnten beispielsweise Ansätze, die Ausschluss-Screenings anwenden – z.B. von kritischen Produkten (Waffen, Alkohol und Tabak, Palmöl etc.) oder von kritischen Geschäftsaktivitäten (Menschenrechtsverletzungen, Gesetzesverstösse, Verstrickung in Umweltkontroversen etc.) – Investitionen in kritische wirtschaftliche Aktivitäten oder grössere Umweltkontroversen nicht signifikant verringern. Best-in-Class- und Positivselektion verbesserten weder den ESG-Impact, noch den Klima-Impact oder die Verstrickungen in kritische Wirtschaftsaktivitäten signifikant. Auch die untersuchten klimabezogenen Themenfonds waren nicht in der Lage, die umfassenden Klimawirkungen signifikant zu reduzieren.
Handlungspotenzial bei Zielsetzungen und Nachhaltigkeitsdaten
Dr. Regina Schwegler, Head of Research bei Inrate und Bereichsleiterin bei INFRAS: «Die Studienergebnisse unterstreichen unter anderem, wie wichtig bei nachhaltigen Anlagen sogenannte wirkungsbezogene Ziele («impact-related goals») sind. Damit diese erreicht werden können, müssen Nachhaltigkeitsdaten verwendet werden, die den Impact von Investitionen auf Umwelt und Gesellschaft zulässig, das heisst fundiert und umfassend, bewerten».
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