Wenig Wege, aber viele Kilometer: Fast die Hälfte der Verkehrsleistung in Deutschland findet im Langstreckenverkehr statt. Das Verhalten ist dabei schwer in Richtung Ökologisierung zu verändern. Das zeigt eine Studie eines Konsortiums unter Beteiligung von INFRAS für das Umweltbundesamt.
Der Personenfernverkehr in Deutschland soll klimaverträglicher werden. Das gibt das «Aktionsprogramm Klimaschutz 2020» des Bundes vor. Doch verglichen zum Alltagsverkehr ist die Datenlage beim Langstreckenverkehr (ab 100 Kilometer) dünn. Das macht es auch schwierig, gezielte Massnahmen zu formulieren und politische Veränderungen vorzunehmen. Mit dem Bericht für das deutsche Umweltbundesamt hat das Konsortium DLR/KIT/KANTAR/INFRAS hier Lücken schliessen können.
Das Auto dominiert auch längere Strecken
Die Studie zeigt: Gut 46% der Verkehrsleistung in Deutschland findet im Langstreckenverkehr statt. Dies, obwohl der Langstreckenverkehr nur knapp 2% des gesamten Verkehrsaufkommens ausmacht – die grosse Mehrzahl aller Wege wird also im Alltagsverkehr zurückgelegt. Die Daten spiegeln den Zustand von vor der Covid-19-Pandemie wider. Sie bestätigen das Bild einer INFRAS-Studie aus dem Jahr 2014.
Im Vergleich zur Schweiz fällt auf: obwohl die Bahn gerade im Langstreckenverkehr konkurrenzfähig wäre, ist in Deutschland das Auto auch bei längeren Strecken bis 1000 Kilometer dominant.
Reisende wenig offen für Verhaltensänderungen
Der Bericht gibt auch Aufschluss über das Verhalten der Reisenden im Langstreckenverkehr. Bei der Verkehrsmittelwahl entscheidend sind vor allem Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Verkehrsmittels, weniger der Preis. Die Umweltbelastung spielt bei der Wahl des Verkehrsmittels gar eine untergeordnete Rolle – obwohl grundsätzlich ein Bewusstsein für die Problematik vorhanden wäre. Insgesamt zeigt sich, dass der Langstreckenverkehr relativ träge für Verhaltensänderungen ist.
Pionierarbeit mit Datenmodell
Die Angaben über das Reiseverhalten stammen aus einer Befragung, die für die Studie erhoben wurde. Über die zurückgelegten Wege und Verkehrsleistung hat zudem ein neu entwickeltes Datenmodell breitere Erkenntnisse gebracht. INFRAS-Projektleiter Roman Frick: «Hier konnte das Konsortium Pionierarbeit leisten, indem integrale Auswertungen zur Alltags- und Langstreckenmobilität möglich sind; differenziert nach verschiedenen Eigenschaften der Personengruppen».
Basierend auf den Erkenntnissen zeigt die Studie für Deutschland Handlungsoptionen auf, mit welchen man die Langstreckenmobilität im Personenverkehr nachhaltig beeinflussen könnte und wie stark.
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