Der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr in Liechtenstein soll gefördert werden. Aber wie? Was wäre, wenn die Benutzung des ÖV im Fürstentum gratis wäre? Dazu hat INFRAS für den Verkehrsbetrieb LIEmobil eine Analyse erstellt.
Der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr kann mit verschiedenen Massnahmen gefördert werden. Zum Beispiel könnte der ÖV in Liechtenstein für die Fahrgäste kostenlos sein. Was eine solche Massnahme bedeuten würde, hat INFRAS für den Verkehrsbetrieb LIEmobil analysiert. Grundlage für den Auftrag bildete das «Mobilitätskonzept 2030» mit dem Ziel, Lebensqualität und Standortattraktivität für das Fürstentum auch in Zukunft zu gewährleisten.
Unter dem Strich mehr ÖV-Fahrten
Die INFRAS-Studie zeigt: Grundsätzlich ist es machbar, den öffentlichen Verkehr in Liechtenstein gratis zur Verfügung zu stellen. Der Gratis-ÖV hätte dennoch seinen Preis: die erhoffte Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs hin zum öffentlichen Verkehr würde sich in Grenzen halten, und es würde auch ein grosser Anteil vom Fuss- und Veloverkehr auf den ÖV verlagert. Zudem entstünde auch induzierter Verkehr – es gäbe also ÖV-Fahrten, die vorher gar nicht stattfanden.
Hürden bei der konkreten Umsetzung
Nicht nur die Auswirkungen setzen Fragezeichen, auch bei der Umsetzung gäbe es Hürden. Beispielsweise würde die Qualität des öffentlichen Verkehrs abnehmen, weil er stärker ausgelastet würde. Grösste Herausforderung wäre die Koordination über die Landes- und damit Tarifverbundsgrenzen hinweg. Denn Personen, die in die Schweiz oder nach Österreich reisen, bräuchten weiterhin ein ÖV-Billett.
Insgesamt zeigt die Studie: Die Umweltauswirkungen einer kostenlosen ÖV-Benutzung sind unklar, die Kosteneinsparungen gering. Die Regierung kommt in ihrem Bericht daher zum Schluss: Die Nachteile einer Einführung eines Gratis-ÖV überwiegen im Verhältnis zu den Vorteilen.
Abschätzungen mit Wirkungsmodell
Für die Analyse hat INFRAS frühere Erfahrungen Liechtensteins aus dem Jahr 1988 mit Gratis-ÖV und internationale Fallbeispiele ausgewertet. Ein Wirkungsmodell half dabei, die verkehrlichen, ökologischen, finanziellen, betrieblichen und administrativen Auswirkungen abzuschätzen. Auch die Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerungen wurden berücksichtigt.
Weitere Informationen