Wie können Kinder mit unzureichenden Sprachkenntnissen wirksamer gefördert werden? Für das Staatssekretariat für Bildung Forschung Innovation (SBFI) hat ein Team von INFRAS, der PH St.Gallen und der Uni Genf Forschungsliteratur ausgewertet und die Situation in der Schweiz analysiert.
Besucht ein Kind Angebote der frühen Bildung – beispielsweise Kita, Eltern-Kind-Gruppe oder Spielgruppe – wirkt sich das positiv auf dessen sprachliche Kompetenzen in der Schullaufbahn aus. Voraussetzung für eine solche Entwicklung ist jedoch, dass die pädagogische Qualität der Angebote hoch ist. Dieses Fazit zieht ein Team von INFRAS, der PH St.Gallen sowie der Uni Genf aus einer umfassenden Literaturanalyse internationaler wissenschaftlicher Artikel zum Thema frühe Sprachförderung. Die Analyse der aktuellen Situation in der Schweiz zeigt aber auch: Der Bedarf an Sprachförderung unterscheidet sich je nach Wohnbezirk teilweise deutlich.
Alltagsintegrierte Sprachförderung ist besonders wirksam
Die für die Studie im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung Forschung Innovation (SBFI) durchgeführte Literaturanalyse lässt darauf schliessen, dass alltagsintegrierte Sprachförderung wirksamer als Förderung in separaten Gruppen, wie etwa bei Mutter-Kind-Sprachkursen, ist. Für die Sprachförderung spielen auch Elternbildungsangebote oder Angebote zur Betrachtung von Bilderbüchern eine wichtige Rolle. Die StudienautorInnen fordern eine weitere Professionalisierung der Fachpersonen, etwa in Kitas, Spielgruppen oder bei der Mütter-Väter-Beratung.
Die Notwendigkeit zur Sprachförderung unterscheidet sich je nach Wohnort
Je nach Wohnort unterscheidet sich der Sprachförderbedarf deutlich. In den meisten Regionen der Schweiz sprechen 15 bis 30 Prozent der Familien zuhause nicht die Lokalsprache – also Deutsch, Französisch, Italienisch oder Rätoromanisch. Noch höher ist der Anteil in einzelnen Städten: Dort sind ein Jahr vor Kindergarteneintritt bei bis zu 40 Prozent der Dreijährigen die Kenntnisse der Schulsprache noch ungenügend.
Kantone setzen bei der Sprachförderung unterschiedlich an
Wie die Kantone Massnahmen zur frühen Sprachförderung umsetzen, ist sehr heterogen. Kantone in der Romandie fokussieren tendenziell darauf, die Angebote der frühen Bildung generell zugänglich zu machen und qualitativ zu verbessern. In der Deutschschweiz überwiegen eher selektive Ansätze: Sprachförderung richtet sich vor allem an Kinder mit anderen Erstsprachen. Im Tessin wiederum besucht die Mehrheit der Kinder im Alter von drei Jahren die «scuola d’infanzia» – dort werden sie bei Bedarf von Sprachförderlehrpersonen unterstützt.
Flächendeckendes Angebot erforderlich
Entlang von zwölf Fallbeispielen beschreiben die StudienautorInnen exemplarisch den Zugang zu Sprachförderung in der Schweiz. Dabei wird deutlich: die Voraussetzungen unterscheiden sich je nach Wohnort stark – entsprechend hoch ist der Optimierungsbedarf. Projektleiterin Susanne Stern: «Frühe Sprachförderung muss in der Schweiz noch flächendeckendender angeboten und besser zugänglich gemacht werden – insbesondere auch für Kinder aus benachteiligten Familien und mit besonderem Bildungsbedarf.»
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