Wie wirkt sich Kitabetreuung auf das Wohlbefinden und die Entwicklung der Kinder aus? Im Auftrag mehrerer Gleichstellungsfachstellen hat INFRAS neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur frühkindlichen Bildung ausgewertet.
Wie sich die familienergänzende Betreuung auf die Entwicklung der Kinder auswirkt, hängt wesentlich von deren Qualität ab: Weist die Kita eine qualitativ hochwertige Struktur- und Prozessqualität auf, kann sie die sprachliche und kognitive Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen. Ob die Kinder aus privilegierten oder eher benachteiligten Familienverhältnissen stammen, spielt dabei keine Rolle. Ist die externe Betreuung von geringer Qualität, kann das Risikofaktoren im familiären Umfeld hingegen verstärken.
Übersicht zum aktuellen Forschungsstand
Zu diesen Ergebnissen kommt ein Literaturreview, das INFRAS im Auftrag von sechs Mitgliedern der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten durchgeführt hat: den Fachstellen für Gleichstellung der Stadt Zürich sowie der Kantone Appenzell Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Graubünden und Zürich. Die AutorInnen haben insgesamt 35 Studien aus dem In- und Ausland ausgewertet, die die Auswirkungen von Kitabetreuung untersuchen. Das Literaturreview fasst den aktuellen Forschungsstand zum Thema in einem gut verständlichen Bericht für Akteure der Verwaltung und der Politik zusammen.
Kitas als Schlüsselfaktor für Gleichstellung
Die Ausbildung des Personals, der Betreuungsschlüssel – also die Anzahl Kinder, die eine Fachkraft betreut – sowie der wertschätzende und aufmerksame Umgang der Betreuungspersonen mit den Kindern: Diese Faktoren zeichnen, zusammengefasst, eine qualitativ hochwertige Kita aus. In der beleuchteten wissenschaftlichen Literatur wird aber auch die Bedeutung des familiären Umfelds deutlich: Für die kindliche Entwicklung ist diese ebenso relevant – wenn nicht sogar wichtiger. INFRAS-Bereichsleiterin Susanne Stern: «Die Familienmodelle in der Schweiz haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Kitas tragen heute wesentlich zur Gleichstellung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Eine gute externe Betreuung ermöglicht es insbesondere Müttern, stärker am Arbeitsmarkt zu partizipieren und ihre Karrierechancen zu verbessern.»
Die Ergebnisse im Überblick
Weitere INFRAS-Studien zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf
INFRAS hat in den vergangenen Jahren das Thema frühkindliche Bildung und Betreuung in mehreren Studien analysiert. Eine Auswahl:
- Für eine Politik der frühen Kindheit – Eine Investition in die Zukunft (2019)
- Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit: Was sich Eltern wünschen (2018)
- Frühe Förderung: Orientierungshilfe für kleinere und mittlere Gemeinden (2018)
- Monitoringbericht familien- und schulergänzende Betreuung im Kanton Zug (2018)
- Zahlen und Fakten zur frühen Kindheit – Wissenswertes zu den Zielen von Ready!(2017)
- Familien- und schulergänzendes Betreuungsangebot im Kanton St.Gallen (2017)
- Whitepaper zu den Kosten und Nutzen einer Politik der frühen Kindheit (2016)
- Kosten und Finanzierung von Kitas im internationalen Vergleich (2015)
Susanne Stern im Video-Interview
Kinderbetreuungsangebote als wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel