Die Stadt Zürich will flächendeckend Tagesschulen einführen – und pilotiert derzeit mit «Tagesschule 2025» ein mögliches Zukunftsmodell. Das kommt bei den Betroffenen gut an, wie eine Evaluation von INFRAS im Auftrag von Schulamt und Schulpflege der Stadt Zürich zeigt.
Die Stadt Zürich will flächendeckend Tagesschulen einführen. Derzeit erprobt sie mit «Tagesschule 2025» ein Modell mit schweizweitem Pioniercharakter (Pilotphase II). INFRAS hat die Einführung und Umsetzung des neuen Schulmodells im Auftrag von Schulamt und Schulpflege der Stadt Zürich evaluiert. Dazu hat das Projektteam rund 1’600 Eltern, 800 Schülerinnen und Schüler sowie 600 Lehr- und Betreuungspersonen an den 18 Pilotschulen befragt und das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Tagesschule grob abgeschätzt.
Mehrausgaben für Tagesschule zahlen sich aus
Die Evaluation zieht eine positive Bilanz: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat sich aus Sicht der befragten Eltern dank der Tagesschule verbessert. Lehr- und Betreuungspersonen können Unterricht und Betreuung besser miteinander kombinieren. Und auch bezüglich der der Bildungschancen lassen die Befragungsergebnisse auf einen positiven Trend schliessen. Eine grobe Break-Even-Analyse weist ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis der Tagesschule aus: Gemäss den Schätzungen des Evaluationsteams müssten fünf bis sechs Prozent der Eltern mit Kindern, die eine Tagesschule besuchen, ihr Arbeitspensum um 20 Stellenprozente erhöhen, damit sich die Mehrausgaben für die Tagesschule aus volkswirtschaftlicher Sicht auszahlen. «Dieser Wert wird an den Pilotschulen deutlich überschritten», bestätigt INFRAS-Bereichsleiterin Susanne Stern. Rund ein Fünftel der befragten Haushalte hat sein Pensum durchschnittlich um 20 Stellenprozente erhöht oder plant eine entsprechende Erhöhung. Stern: «Aus volkswirtschaftlicher Sicht lohnen sich die Investitionen in Tagesschulen damit klar.»
Räumlichkeiten und Personaleinsatz über die Mittagszeit als zentrale Herausforderungen
Um das Konzept der Tagesschule flächendeckend in der Stadt Zürich einzuführen, empfiehlt sich ein gestaffeltes Vorgehen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Knappe räumlichen Voraussetzungen – bereits heute eine der zentralen Herausforderungen – könnten sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. «Die Raumnutzungskonzepte sind von zentralem Stellenwert. Stösst die Tagesschule räumlich und organisatorisch zu sehr an Grenzen, kann das die konzeptuellen Eckwerte in Frage stellen und die Zustimmung zum Projekt verschlechtern», fasst INFRAS-Bereichsleiterin Stern die Erkenntnisse zusammen. Ein besonderes Augenmerk gelte auch dem Ressourceneinsatz für die Mittagsbetreuung. Das Evaluationsteam empfiehlt weiter, den künftigen Tagesschulen ausreichend Vorbereitungszeit zu geben, um die Lehr- und Betreuungspersonen einzuplanen und zusätzliche Ressourcen für die Leitung ausschöpfen zu können.
Weitere Informationen
- Schlussbericht
- Evaluation «Additive Tagesschule Stadt Luzern»
- Interview mit Susanne Stern zu Beratungsangebot im Bereich Tagesschulen/Tagesstrukturen
- Im Überblick: Das Beratungsangebot von INFRAS im Bereich Tagesschulen und Tagesstrukturen.