Für fundierte energie- und klimapolitische Massnahmen sind Szenarioanalysen unerlässlich. Doch die tatsächlich erreichten Fortschritte bleiben in der Realität häufig hinter den zwar ambitionierten, aber durchaus erreichbaren Zielen der Szenarien zurück. Ein Essay von Rolf Iten.
Wie beeinflussen Szenarioanalysen die Energiepolitik in der Schweiz? Dieser Frage ist Rolf Iten, Geschäftsleiter bei INFRAS, in einem Essay nachgegangen. Darin reflektiert er kritisch, welche Rolle Szenarioanalyse für die Energiepolitik der vergangenen 40 Jahre gespielt haben – und was bei künftigen Energieszenarien beachtet werden sollte. Im Kurzinterview fasst er seine Einordnungen zusammen.
Rolf, wie fällt deine Bilanz der bisherigen Energieszenarien aus?
Iten: Für die Energiepolitik sind Szenarioanalysen unerlässlich. Sie skizzieren mögliche Entwicklungen und bilden damit eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen. Aber: Szenarioanalysen sind keine «Newtonsche Physik». Sie sind Teil eines Prozesses und immer auch Gegenstand politischer Auseinandersetzungen – und damit abhängig von politischen Fragestellungen und Annahmen.
Weshalb sind Szenarioanalysen für die politische Arbeit so relevant?
Iten: Szenarioanalysen bilden eine grosse Bandbreite möglicher Entwicklungen ab. Sie zeigen auf, welche Faktoren und Hebel entscheidend sind, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen – und wie die Politik diese beeinflussen kann.
Was zeichnet erfolgreiche Szenarioanalysen aus?
Iten: Energieszenarien sollten auf soliden wissenschaftlichen und empirischen Grundlagen basieren, transparent sein und eine sinnvolle Flughöhe widerspiegeln. Zusammenhänge, Wirkmechanismen und relevante Parameter müssen übersichtlich strukturiert und nachvollziehbar sein. Das erfordert unter anderem einen gut organisierten Stakeholder-Prozess, um die getroffenen Annahmen möglichst breit abzustützen.
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