Emissionszertifikate im Ausland kaufen, um Treibhausgasemissionen zu kompensieren? Das funktioniert in Nischen gut, zum Beispiel bei der Reduktion besonders klimaschädlicher Industriegase oder bei der Nutzung von Methan aus Abfalldeponien. Beim Bau von Wind- und Wasserkraftanlagen, bei Projekten zur Steigerung der Energieeffizienz oder zur Substitution von Kohle durch Erdgas ist der finanzielle Anreiz aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten hingegen oft zu gering, dass zusätzliche Projekte ausgelöst werden, die ohne den Emissionshandel nicht durchgeführt würden. Für die Weiterentwicklung und zukünftige Anwendung solcher Marktinstrumente, zum Beispiel im Rahmen des Paris Agreements, dem Schweizer Kompensationssystem nach 2020 oder zur Kompensation der Emissionen aus dem internationalen Flugverkehr, sind das wichtige Erkenntnisse.
Hintergrund: Das Kyoto-Protokoll von 1997 hat den «Clean Development Mechanism (CDM)» als Marktinstrument der internationalen Klimapolitik definiert. Über den CDM können industrialisierte Länder einen Teil ihrer Reduktionsverpflichtungen in Entwicklungsländern erfüllen, indem sie Emissionszertifikate aus Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern kaufen. Das Instrument hat viel Gutes gebracht: Weltweit sind heute auch dank dem CDM viele Klimaschutzpotenziale identifiziert. Innovative Technologien, Know-how und Finanzierungsmittel haben ihren Weg in die Entwicklungsländer gefunden. Und deren Klimapolitik baut mittlerweile auf mehr Erfahrung, höhere Kapazitäten und stärkere Institutionen als noch vor 20 Jahren. In der bisherigen Ausgestaltung hat das Marktinstrument aber auch grosse Schwächen: Rund acht von zehn zertifizierten Klimaschutzprojekten im Zeitraum 2012 - 2020, v.a. beim Bau von Wind- und Wasserkraftanlagen, wären mit grosser Wahrscheinlichkeit auch ohne den CDM umgesetzt worden. Sie möchten sich vertiefen? Dann studieren Sie die Analyse von Öko-Institut, Stockholm Environment Institute SEI (US) und INFRAS, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt wurde.